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Gläubig bleiben - auch in schweren Zeiten?

Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. (Römer 8,18)


Ab 375 n.Chr. fielen wilde Reitervölker aus dem zentralasiatischen Bereich, allgemein als Hunnen bekannt,  in das Römische Reich ein und plünderten, raubten, vergewaltigten und mordeten jahrzehntelang mit einer jeden Rahmen sprengenden Brutalität und Grausamkeit:

Sie tauchten auf, wo man sie am wenigsten erwartete. Durch ihre Schnelligkeit eilten sie jedem Gerücht voraus. Religionen galten ihnen nicht als heilig, denn sie hatten keine. Sie verschonten keinen Stand und kein Alter, noch fühlten sie Mitleid mit hilflosen Kindern. Säuglinge, die noch kaum zu leben begonnen hatten, brachten sie um.


Angewidert und empört schrieb der berühmte Kirchenlehrer Hieronymus  an einen Bischof:

Mich schaudert es in der Seele, wenn ich an den Niedergang unserer Zeit denke. Zwanzig und mehr Jahre sind es her, seit von Konstantinopel bis zu den Julischen Alpen täglich römisches Blut vergossen wird. ... Wieviele ehrbare Frauen, wieviele gottgeweihte Jungfrauen und erlesene und adlige Leben sind in diesen Kriegen geschändet worden. Bischöfe wurden gefangen, Priester und andere geistliche Würdenträger dahingemordet. Kirchen sind zerstört oder in Pferdeställe umgewandelt worden.

Kirchenlehrer wie er oder auch Augustinus hatten damals wirklich kein leichtes Amt. Denn natürlich tauchten unwillkürlich Fragen in der verängstigten und verstörten Bevölkerung auf. Wie war so ein Grauen möglich, wo doch Rom den alten Göttern abgeschworen hatte und sich zum christlichen Gott bekehrt hatte? Konnte oder wollte Er sie nicht beschützen? Hatten sie vielleicht gesündigt, dass nun ein Strafgericht über sie erging? Aber wieso traf es dann Sünder und Unschuldige gleichermaßen?

Was konnten die unschuldigen Kinder dafür? Was verbrachen die Mädchen, die aufgrund der Kürze ihres Lebens noch keine Gelegenheit zu schlimmen Werken hatten? ... Selbst die Einsiedler, die in den entlegensten Höhlen ihr Leben zu führen pflegten, Tag und Nacht mit dem Lobe Gottes beschäftigt, starben den gleichen Tod wie ein Uneingeweihter. Derselbe Sturm raffte die Guten und die Bösen hinweg.

klagte ein unbekannter Dichter im Jahre 415.

Augustinus, der Bischof von Hippo, sah das Ende der Welt  und die in der Offfenbarung des Johannes angekündigten apokalyptischen Schrecken gekommen und rief die Christenheit zu geduldigem Ausharren auf. Denn schließlich wartete ja auf sie - jenseits des Todes - eine andere, bessere Welt.
    Was blieb denn auch sonst noch, wenn scheinbar alle Stricke rissen, außer die Hoffnung auf eine jenseitige Herrlichkeit?

Gedankenimpuls:
Als überzeugter Christ erahne ich, wie angefochten der eigene Glaube angesichts eines solchen hier beschriebenen Szenarios werden kann. Denn zwar weiß man, dass Leiden irgendwie auch zum Leben gehören, aber als Kind Gottes fühlt man sich auch privilegiert.
    Was kann schon groß schief gehen, steht doch auch geschrieben: Wenn Gott für mich ist, wer kann dann wider mich sein! (Römer 8)
oder 
Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, vor dem Pfeil, der des Tages fliegt ...Wenn auch tausend fallen zu deiner Seite  und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen. (Psalm 91)

Aber kann dies wirklich als eine Art Garantieschein für göttliche Bewahrung verstanden werden? Oder muss der manchmal dargereichte Leidenskelch im Vertrauen auf Gott und die versprochene Herrlichkeit ausgetrunken werden?   

    Das hier der eigene Glaube aber auf den extremst vorstellbaren Prüfstand gerät, ist gut nachvollziehbar. Wohl dem, der in guten Zeiten so viel Gutes mit Gott erlebt hat, dass er auch in solch schlechten Zeiten am Glauben festhalten kann, wie seinerzeit Hiob es tat. Denn auf solche wartet- laut Bibel - eine große Belohnung im Himmel:

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